Karlsruhe, 22.03.2020: Die ERM-Koalition hat das Europäische Fließgewässermemorandum 2020 (ERM) verabschiedet. Die ERM-Koalition besteht aus den Gemeinschaften von Trinkwasserversorgern in den wichtigsten europäischen Einzugsgebieten Donau, Elbe, Maas, Schelde, Ruhr und Rhein, in denen 188 Millionen Einwohner auf sauberes Trinkwasser angewiesen sind. Im Memorandum formulieren die Versorger Zielwerte für Fließgewässer, die als Mindestqualitätsstandards für eine nachhaltige Trinkwasserversorgung unabdingbar sind.
Prof. Dr. Matthias Maier, Präsident der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke im Rheineinzugsgebiet IAWR, weist auf die aktuelle Situation der Trinkwasserversorger hin: „Die größte Bedrohung für die langfristige Bereitstellung von sauberem, natürlichem Trinkwasser ist die Verschmutzung der Wasserressourcen mit Chemikalien. Eine Vielzahl von Stoffen wird durch menschliche Aktivitäten in den Wasserkreislauf eingebracht. Aus Sicht der Wasserversorger werden die Einträge nicht ausreichend kontrolliert. Zum Teil sind die Stoffe mit den bestehenden Trinkwasseraufbereitungstechnologien nur eingeschränkt entfernbar. Der Klimawandel verändert den Wasserkreislauf, daher müssen zur Anpassung die verbleibenden Trinkwasserressourcen verstärkt geschützt werden.“
Maier verweist mit Nachdruck auf die notwenigen Erfordernisse: “Wenn wir jetzt nicht handeln, wird diese Entwicklung zu einer weitreichenden Einführung von kosten- und energieintensiven und damit klimaschädlichen End‐of‐Pipe‐Technologien in den Wasserwerken führen. Das ist keine Lösung im Sinne kommender Generationen, sondern ein inakzeptabler Paradigmenwechsel weg von der Vermeidung von Verschmutzungen hin zur Akzeptanz von Verschmutzungen an ihrer Quelle. Dies steht im Widerspruch zu den Zielen und Erwägungsgründen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie.“
Die Koalitionäre beschreiben im Europäischen Fließgewässermemorandum Strategien, die zur Einhaltung der Zielwerte notwendig sind. Für einen wirksamen Gewässerschutz ist seitens Politik und Verwaltung die Umsetzung konsequenter Maßnahmen erforderlich: Transparenz bei der Einleitung von Stoffen, strenge Zulassungskriterien für Chemikalien sowie In-Verantwortungsnahme der Verursacher von Mikroverunreinigungen.
Ein erster Erfolg im Sinne der ERM-Koalition konnte bereits am 13.02.2020 auf der Rheinministerkonferenz in Amsterdam verzeichnet werden. Die zuständigen Minister der europäischen Anrainerstaaten einigten sich auf das Programm „Rhein 2040“, in dem erstmals ein konkretes Reduktionsziel für Mikroverunreinigungen von mindestens 30 Prozent bis 2040 mit einer Überprüfung und ggf. Erhöhung nach 6 Jahren festgelegt wurde.
„Das Programm Rhein 2040 ist ein Aufbruchssignal im Geist des ERM und muss zum Vorbild für alle europäischen Flussgebiete werden. Nur so können wir die Trinkwasserressourcen auch für die nächste Generation sichern“, sind sich die Koalitionäre einig.